Probleme beim Wasserhalten (Inkontinenz oder Blasenentleerungsstörung)

Probleme beim Wasserhalten (Inkontinenz oder Blasenentleerungsstörung)

Mit zunehmendem Alter, Jahre nach einer Schwangerschaft oder auch zeitnah nach einer Geburt funktioniert der Halte- und Dichtemechanismus der Harnblase, Inkontinenz oder auch Blasenentleerungsstörung genannt,  nicht mehr so gut, zum einen bedingt durch die Abnahme der Elastizität, zum anderen durch minimale Verletzungen im Muskel und Nervenapparat während einer Schwangerschaft und unter der Geburt. Die betroffenen Frauen müssen sofort auf die Toilette gehen, da sie den Urin ansonsten nicht mehr halten können, müssen sehr häufig zur Toilette gehen oder verlieren in Belastungssituationen wie beim Joggen, Hüpfen oder Laufen unwillkürlich Urin.

Das Thema Inkontinenz oder Blasenentleerungsstörung betrifft viele Frauen. Es ist oft schambehaftet, so dass diese Beschwerden aktiv nicht angesprochen werden. Spätestens bei der Untersuchung in der gynäkologischen Praxis sollte dies aber kein Tabuthema sein.

Tipps für den Alltag

Es gibt einige Tipps, die in den Alltag integriert werden können. Oftmals können dadurch die Beschwerden schon reduziert werden, dass sie keine so große  Belastung mehr bedeuten.

Bei der überaktiven Blase mit ständigem Harndrang oder unwillkürlichem Urinverlust  ist die Reduzierung von Reizstoffen wie Koffein, kohlesäurehaltiger Getränke, Nikotin, Pfeffer, Chili, Gewürze und  Schokolade oft schon hilfreich.  Generell sollte ein Miktionstagebuch geführt werden, um zu überprüfen, wieviel getrunken wurde und wie oft die Toilette aufgesucht werden musste.

Wenn eine überaktive Blase vorliegt, sollte die Trinkmenge bei 1,5 Liter pro Tag liegen, gleichmässig  über  den Tag verteilt. 2 Stunden vor dem Schlafengehen sollte nichts mehr getrunken werden. Es wird empfohlen, alle 2 Stunden die Toilette auch ohne ein Gefühl des Dranges aufzusuchen. Mit einem zusätzlichen Beckenbodentraining bei einem spezialisierten Physiotherapeuten  sind etwa 70 % der Frauen bereits zufrieden. Für das Beckenbodentraining gibt es Übungen, die zu Hause durchgeführt werden können. Sie können durch Biofeedback oder durch externe Elektrostimulation bestimmter Nervenbahnen optimiert werden. Es gibt hierfür spezialisierte Fachkräfte.

Zur besseren Durchblutung und Stärkung der Blase sollte die direkt darunter liegende Scheide optimal östrogenisiert sein. Vor allem bei Frauen in der Menopause, den Wechseljahren, ist eine zusätzliche vaginale Gabe von lokalen Östrogenen empfehlenswert.

Einsatz von Medikamenten

Es gibt einige Medikamente, die die Spannung an der Blase erhöhen. Als Nebenwirkung treten vor allem leichte Mundtrockenheit, Juckreiz oder Verstopfung auf. Je nach Medikament kann dies sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Es gibt Präparate, die sehr blasenspezifisch sind und kaum weitere Beschwerden verursachen.

Eine Alternative besteht in der lokalen Injektion von Botulinumtoxin an 20 bis 30 Stellen der Blase, wenn Medikamente keine Wirkung erzielen. Dies ist in Lokalanästhesie möglich. Ganz selten kommt es hierbei bei ca. 10 % der Frauen zu einem Harnverhalt, so dass zunächst ein Katheter benutzt werden muss. Der Erfolg liegt bei 80 %, hält aber oft nur 1 Jahr an.

In Ausnahmefällen ist in spezialisierten urogynäkologischen Zentren eine sakrale invasive Neuromodulation möglich. Über Elektroden, die implantiert werden, wird die Blase dauerhaft stimuliert.

Bei der Stressinkontinenz oder Belastungsinkontinenz, also dem unwillkürlichen Verlust von Urin zum Beispiel beim Laufen, gibt es andere Therapieansätze. Beginnen sollte man mit einer Gewichtsreduktion, falls Übergewicht bestehen sollte. Spezielle Pessare, in Schalen- oder Würfelform, können tagsüber selbst in die Scheide eingelegt werden, um den Blasenhals zu stabilisieren. Manchen Frauen reicht auch die Einlage eines Tampons z.B. nur zum Joggen. Spezielle Vorlagen, die den Urin aufsaugen, erleichtern den Alltag. Auch bei dieser Form der Blasenfunktionsstörung hilft ein Beckenbodentraining , auch mit Biofeedback und in Kombination mit einer Östrogenisierung der Scheide.

oder operativen Eingriffen

Sollten weitere medikamentöse Therapien nicht helfen, steht als operativer Eingriff das sogenannte TVT zur Verfügung, eine Operationsmethode, die eine Schlinge um den Harnblasenhals legt, um diesen zu stützen. Der Blasenhals kann weiterhin durch eine sogenannte Kolposuspension operativ mit der Scheide angehoben werden. Es besteht ausserdem die Möglichkeit der mechanischen Abdichtung durch „bulking agents“, verschiedene Substanzen, die um die Harnröhre injiziert werden, um diese abzudichten.

Fragen Sie uns oder Ihre Frauenärztin in München zu diesem und anderen Themen. Wir stehen Ihnen jederzeit gerne zu einem Gespräch zur Verfügung.

Weiterführende Links zum Thema:

Frauenärzte im Netz – Inkontinenz Ursachen & Krankheitsbilder

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