
Schwangerschaftsbeschwerden und -erkrankungen
Eine Schwangerschaft ist in der Regel eine aufregende und schöne Zeit. Es gibt jedoch auch Beschwerden und Erkrankungen, die eine intensivere Betreuung und Beratung erfordern. Es ist unser Anliegen, Sie auch in diesen beunruhigenden Situationen kompetent und fürsorglich zu begleiten. Im Folgenden haben wir einen Überblick für Sie zusammengestellt.


Mögliche Schwangerschaftsbeschwerden
Zu Beginn einer Schwangerschaft kann es zu einer zunehmenden Übelkeit kommen. Zum Teil kommt zur Übelkeit noch Erbrechen hinzu. Dies ist auf die hormonelle Umstellung und spezielle Schwangerschaftshormone zurückzuführen. Das Kind ist davon unbeeinträchtigt und nimmt sich von der Mama die Nährstoffe, dies es braucht. Die werdende Mutter jedoch ist dadurch geschwächt und erschöpft. Die Symptome gehen meistens nach den ersten 3 Monaten zurück. Die Zeit dorthin kann mit Vitamin B Präparaten, Ingwer, Akupunktur, Akupressur oder auch sehr wirksamen Medikamenten überbrückt werden. Nur in ganz seltenen Fällen erfolgt eine stationäre Aufnahme mit Infusionstherapie.
In der Schwangerschaft kommt es durch die hormonelle Umstellung oft zu einem verstärkten Ausfluss. Dieser kann unangenehm sein, ist aber nicht gefährlich. Bei zusätzlichen Beschwerden wie Brennen oder Schmerzen und der Besiedlung mit Bakterien sollte eine Therapie erfolgen, um einer Infektion vorzubeugen, die auch zu vorzeitigen Wehen oder zu einem vorzeitigen Blasensprung führen kann. Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge wird das Scheidenmilieu anhand des pH Wertes und unter dem Mikroskop regelmäßig auch ohne Beschwerden untersucht, um schon vorbeugend eingreifen zu können.
Die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft führt zur Entspannung des Darms, der träger wird und dadurch zu Verstopfung führen kann. Regelmäßige Bewegung, eine ballaststoffreiche Kost (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Trockenfrüchte) sowie ausreichendes Trinken regen die Verdauung an. Auch leichte Abführmittel sind unter ärztlicher Aufsicht gelegentlich notwendig, da auch eine ausgeprägte Verstopfung zu vorzeitiger Wehentätigkeit führen kann.
Hämorrhoiden sind weiche Gefäßausstülpungen am Darmausgang. Sie treten verstärkt in der Schwangerschaft auf, da die hormonelle Umstellung zu einer generellen Gefäßerweiterung führt. Verstopfung und der Druck des Kindes auf das Becken sind weitere Ursachen. Juckreiz, Brennen, Blutauflagerungen am Toilettenpapier sind typische Symptome. Unter der Geburt verstärken sich die Hämorrhoiden meistens, bilden sich dann aber auch wieder zurück. Mit pflanzlichen oder schmerzlindernden Salben ist oft schon eine gute Therapie möglich.
Viele Frauen leiden unter Krampfadern in der Schwangerschaft. Durch die hormonelle Umstellung des Körpers mit Erweiterung der Gefäße zur besseren Durchblutung kommt es im Bereich der Venen zu einem Stau mit Ausbildung von Krampfadern mit vermehrter Wassereinlagerung. Im Bereich der Beine helfen Bewegung, Sport, Beine entlasten oder auch maßangefertigte Kompressionstrümpfe, die es heutzutage auch in schönen Farben gibt. Sie sind auch ohne Beschwerden zur Vorbeugung von Krampfadern empfehlenswert.
In der Schwangerschaft wird das Gewebe durch die Hormone aufgelockert. Diese Auflockerung kann auch den Halteapparat der Wirbelsäule beeinflussen und zu Rückenschmerzen führen. Der Druck des Kindes im Bauch belastet weiterhin die Bänder und Gelenke. Mit Physiotherapie, Osteopathie, Massage, Bewegung wie Schwimmen sowie mit Wärme wird oft schon eine Erleichterung geschaffen. Spezielle Hüftgurte sind auch eine Möglichkeit, das Becken und damit den Rücken zu stabilisieren.
In der Schwangerschaft klagen viele Frauen über Sodbrennen. Dies wird durch die hormonell bedingte Erschlaffung des Magenausgangs und den zusätzlichen Druck des Kindes in die Magengegend verursacht. Die Magensäure läuft zurück und führt zu unangenehmem Sodbrennen. Zum einen kann versucht werden durch das Vermeiden von Kaffee, Tee, scharfen Speisen die Säureproduktion nicht weiter anzuregen oder durch den Verzehr von Milch, Mandeln, Nüssen die Säure zu binden. Viele kleine Mahlzeiten und Schlafen mit erhöhtem Kopfteil verbessern diesen Zustand. Medikamentös können Säurebinder oder Säureblocker eingenommen werden. Nach der Entbindung geht das Sodbrennen meistens sehr schnell völlig zurück.
Unter einer Schwangerschaftsvergiftung (Gestose oder HELPP Syndrom) wird eine mütterliche Erkrankung zumeist im letzten Schwangerschaftsdrittel gemeint, die sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen kann. Sie ist auf eine gestörte Plazentaentwicklung bereits in der Frühschwangerschaft zurückzuführen. Typische Anzeichen sind ein sich entwickelnder hoher Blutdruck, Wassereinlagerungen, Eiweiß im Urin, Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen, Abfall der Blutplättchen und Anstieg der Leberwerte. Diese Krankheit kann lebensgefährlich für die Mutter sein. Es ist möglich, sie medikamentös je nach Schwangerschaftswoche zu stabilisieren. Sie ist jedoch nur durch die Beendigung der Schwangerschaft wirklich zu therapieren. Im Rahmen der Schwangerenvorsorge werden daher regelmäßig der Blutdruck, der Urin und der Allgemeinzustand überprüft.
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Erkrankungen während der Schwangerschaft
Röteln sind eine Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Eine Infektion in der Schwangerschaft, v. a. in den ersten vier Monaten, kann das Kind erheblich schädigen. Vor Eintritt einer Schwangerschaft sollte ein Schutz durch eine zweimalige Impfung oder im Zweifelsfall über eine Blutuntersuchung nachgewiesen sein. Im Falle eines nicht vorhandenen Rötelschutzes ist eine Impfung zu empfehlen.
Masern sind eine hoch ansteckende Erkrankung, die durch Viren ausgelöst wird. Eine Infektion in der Schwangerschaft kann zu einer Früh- oder Fehlgeburt führen. Vor Eintritt einer Schwangerschaft sollte ein Schutz durch eine zweimalige Impfung oder über eine Blutuntersuchung nachgewiesen sein. Im Falle eines nicht vorhandenen Masernschutzes ist eine Impfung empfehlenswert.
Listerien sind Bakterien, die sich in nicht sachgerecht hergestellten Lebensmitteln befinden. Außerhalb einer Schwangerschaft ist die Infektion ungefährlich und kann eventuell mit leichten grippalen Beschwerden oder Durchfall einhergehen. Eine Infektion in der Schwangerschaft ist zwar sehr selten, kann aber das Kind schwer schädigen. Bei Symptomen und dem Verdacht auf Listerien können Antibiotika verordnet werden.
Lues oder Syphilis ist eine Geschlechtskrankheit, die heute nur noch selten auftritt. Da sie aber beim ungeborenen Kind zu schweren Schäden führen kann, wird zu Beginn der Schwangerschaft getestet, ob eine Infektion vorliegt, die dann antibiotisch behandelt wird.
HIV ist eine Erkrankung, die über Blut und Sekret übertragen wird. Nicht nur Randgruppen sind von dieser gefährlichen Erkrankung betroffen. Die Mutter kann ihr Kind während der Schwangerschaft infizieren. Zu Beginn der Schwangerschaft wird ein HIV Test über eine Blutabnahme durchgeführt, da die Übertragung des Virus auf das Kind durch eine medikamentöse Therapie fast komplett verhindert wird.
Hepatitis B ist eine Infektion mit Viren, die zu einer Leberentzündung führt, zunächst aber auch völlig symptomlos sein kann. In der ca. 32. Schwangerschaftswoche wird mütterliches Blut auf HBs-Antigen untersucht. Im Falle eines positiven Ergebnisses wird das Kind direkt nach der Geburt geimpft, um es so vor einer Infektion zu schützen.
Windpocken sind eine hoch ansteckende, virale Infektionskrankheit. Nach einer Infektion hinterlässt das Virus einen lebenslangen Schutz. Bei fehlendem Schutz ist eine Infektion in der Schwangerschaft möglich und kann je nach Infektionszeitpunkt zu Komplikationen führen. Eine Reaktivierung einer früher durchgemachten Windpockeninfektion in der Schwangerschaft, die sog. Gürtelrose oder Herpes Zoster, stellt keine Gefahr für das ungeborene Kind dar. Bei fehlender oder fraglicher Windpockeninfektion ist daher eine Impfung empfehlenswert, insbesondere, wenn eine Schwangerschaft in der Zukunft geplant ist, da eine Impfung gegen Windpocken in der Schwangerschaft nicht erlaubt ist.
Die Toxoplasmose ist eine Infektionserkrankung durch den Erreger Toxoplasma gondii. Diese Erkrankung verläuft bei einem gesunden Erwachsenen meist symptomlos, ggf. mit grippeähnlichen Symptomen. Infektionsquellen können Katzenkot und rohes Fleisch sowie verunreinigtes Obst, Gemüse und Salat sein. Im Fall einer Erstinfektion in der Schwangerschaft ist eine Übertragung der Infektion auf das ungeborene Kind möglich und schwerwiegende Schädigungen können die Folge sein, deren Ausmaß vom Zeitpunkt der Infektion in der Schwangerschaft abhängig ist. Zu Beginn einer Schwangerschaft sollte daher mittels einer Blutuntersuchung festgestellt werden, ob ein Schutz dagegen vorhanden ist. Falls nicht, werden Sie bei uns über Vorsichtsmaßnahmen aufgeklärt, wie Verzicht von rohem Fleisch und Fisch, gutes Waschen von Gemüse und Salat, Hygienemaßnahmen bei Katzenkontakt oder Gartenarbeit. Im Verlauf der Schwangerschaft werden weitere Blutuntersuchungen durchgeführt, um eine frische Infektion auszuschließen. Bei Nachweis einer frischen Infektion kann die Übertragung auf das Kind durch die Einnahme von Antibiotika erfolgreich vermieden werden.
Die Cytomegalie ist eine Viruserkrankung, die grippeähnliche Symptome hervorrufen kann, häufig aber auch symptomlos bleibt. Etwa 50% der Erwachsenen haben durch eine bereits durchgemachte Infektion einen Infektionsschutz. Bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft kann das Virus auf das ungeborene Kind übertragen werden. Eine Infektion des Kindes kann zu schwerwiegenden Schäden führen. Daher sollte zu Beginn einer Schwangerschaft untersucht werden, ob ein Immunschutz besteht, d. h. ob Antikörper gegen Cytomegalie bei der Mutter vorhanden sind. Bei fehlender Immunität ist ein intensiver Kontakt mit kleinen Kindern (Urin, Tränenflüssigkeit, Speichel) zu vermeiden, um eine Erstinfektion zu verhindern. Im Verlauf der Schwangerschaft sollten bei fehlender Immunität regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden. Im Falle einer Erstinfektion in der Schwangerschaft gibt es bislang nur eine Therapie mit Immunglobulinen oder virushemmenden Substanzen im Rahmen von Studien.
Ringelröteln werden durch Parvo-Virus-B19 hervorgerufen und treten v. a. bei Kleinkindern nach einer Tröpfcheninfektion auf. Die Erkrankung verläuft meist unkompliziert, lediglich bei einer Neuinfektion in der Schwangerschaft kann es zu schwerwiegenden Schädigungen des Kindes kommen. Die größte Gefahr der Übertragung bei einer Erstinfektion der Mutter besteht bis etwa zur 20. Schwangerschaftswoche. Im Falle einer nachgewiesenen frischen Infektion der Mutter müssen regelmäßige Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden, um Veränderungen beim Kind frühzeitig feststellen zu können. Bei Verdacht auf eine Infektion des Kindes ist zur Therapie der Anämie eine Nabelschnurpunktion mit Bluttransfusion möglich.
In der ca. 37. Schwangerschaftswoche wird eine Untersuchung auf B-Streptokokken durch einen vaginalen Abstrich durchgeführt. Diese Bakterien sind für die Mutter völlig ungefährlich. Es sind Bakterien, die kommen und gehen. Wenn sich das Baby aber unter der Geburt mit diesen Keimen infiziert, kann es schwer erkranken. Deshalb wird im Falle eines positiven Abstriches unter der Geburt ein Antibiotikum gegeben.